In jedem Frust ist Potenzial zu finden. Frust und Potenzial; wie passt das zusammen?

Wir Menschen spüren, wenn unsere Werte, unsere Ziele und unser Tun mit dem was passiert, nicht zusammen passen. Wir spüren, wenn wir unser Potenzial nicht voll ausschöpfen können. Häufig entsteht Frust auf das, was da in der Realität wirklich passiert. Und; die Störungen, die Werte, Ziel und Handlung scheinbar blockieren, werden bekämpft. Alle Energie und Kraft wird in einen Kampf gegen die Wirklichkeit und gegen das eigene Potenzial investiert. Es entstehen Konflikte, Krisen und Schwierigkeiten. 

Auf der anderen Seite wissen wir, dass wir fähig sind, kompetenter und effektiver zu handeln. Wir sind in der Lage, Möglichkeiten und Potenzial zu erkennen. Schon diese »… Erkenntnis, dass da eine Kluft [eine Lücke] ist zwischen der Art und Weise, wie man lebt, arbeitet und andere führt, und wie man gerne leben, arbeiten und führen würde – sie kann schon tiefgreifend und transformierend sein.« (Marc Lesser; Mindful Leadership, 2020, S.25)

Die Lücke entsteht dort, wo ich gegen etwas ankämpfe und mich nicht -oder nur sehr schwer- in die andere Richtung, auf meine Möglichkeiten und mein Potenzial ausrichten kann und/ oder will.

In der Frustecke …

… kämpfe ich mit dem, was mir nicht passt, was mich stört, was mich im Leben meiner Werte, Ziele und meines Potenzials behindert und beeinträchtigt. Ich bewerte Personen und Situationen negativ. Ich interpretiere Verhalten, Handlungen und Situationen und entwickle Szenarien des zukünftigen Scheiterns. In der Ecke des Frustes kann es auch passieren, dass ich in die Manipulation von Mensch und Situation einsteige, um mit ihr mich in meinem Frust besser zu fühlen und ihn zu begründen – das Andere ist Schuld. Ich investiere viel Kraft und Energie die mir nicht mehr für meine Möglichkeiten, mein Potenzial zu leben, zur Verfügung steht.

Diese Ecke schmerzt, stresst; sie aktiviert immer wieder das Schmerznetzwerk meines Gehirns.

In der Potenzialecke …

… kenne ich meine Werte und meine Ziele und halte sie für mein Umfeld transparent. Ich nehme die Situation bewusst so wahr, wie sie ist. Ich kann eine anstrengende, unangenehme und störende Situation wahrnehmen und mich auf das Finden von Möglichkeiten begeben. Es ist mir bewusst, dass ich Wahlmöglichkeiten habe und mich entscheiden kann. Ich kenne mein Potenzial und erkenne Potenzial im Gegenüber und in der Situation. Ich brauche keine Vorurteile, keine Bewertungen, die mich in die Enge führen. In der Potenzialecke erkenne ich Probleme und Schwierigkeiten, nehme sie wahr und wende mich bewusst den Möglichkeiten zu, die meinen Werten und meinen Zielen entgegenkommen.

Diese Ecke braucht und hat viel Sauerstoff – Atem -, macht Mensch und Situation auf und aktiviert das Aktivitätsnetzwerk meines Gehirns.

Die Lücke zwischen Frust- und Potenzialecke kann pragmatisch und effizient überbrückt werden. Eine Brücke ist die Achtsamkeit.

MINUSPUNKTE | Gedachtes & Gehörtes – FRUST

Was kenne ich & was kenne ich nicht?

Es gibt so viel zu erledigen, da finde und habe ich keine Zeit.

 
 

Wenn ich mir Zeit nehme, komme ich nicht zur Ruhe; mein Kopf hämmert und ich werde noch unruhiger. Ich habe Bedenken, etwas nicht zu schaffen, zu vergessen oder zu spät zu sein.

 
 

Die Hütte brennt; da kann ich nicht über die Brücke zur Achtsamkeit gehen.

 
 

Ich brauche keine Erlebnisqualität im Job. Die hole ich mir in meiner Freizeit.

 
 

Stress und Probleme entstehen, wenn Menschen ihre Aufgaben nicht erledigen. Und daran ändert auch Achtsamkeit nichts.

 
 

Die Arbeit in meinem Unternehmen ist keine Reha-Klinik. Wenn jemand Probleme hat, kann er seine Krankenversicherung nutzen.

 
 

Ich höre meinen Mitarbeitern schon immer zu. Meine Tür ist immer offen und es verändert sich nichts.

 
 

Wir reflektieren regelmäßig das, was zu tun ist und tauschen uns auch aus zu dem, was noch offen ist.

 
 

Es tobt ein Sturm auf dem Markt und in unserem Unternehmen. Da gibt es keine Zeit und keine Möglichkeiten.

 
 

Wir haben mit unseren Produkten und unserem Umsatz mehr als zumutbar ist, zu tun.

 
 

Es ist so viel weggebrochen. Da müssen wir erst einmal neu aufbauen.

 
 

PLUSPUNKTE – POTENZIAL

am Anfang steht der Sinn; das WHY | nach Marc Lesser; Mindful Leadership, 2020

  • Mindful Leadership fördert reichhaltige Erlebnisqualitäten; gewöhnliche, alltägliche Arbeit kann sich intensivier, befriedigender, mitunter außergewöhnlicher anfühlen.
  • Sie schließt Lücken zwischen Achtsamkeit, Arbeitspraxis, Fürsorge für andere Menschen und Erfolgsorientierung
  • Aus Stress, Herausforderungen, Schwierigkeiten und Problemen zu lernen, wird als integraler Bestandteil jedes Wachstumsprozesses betrachtet und nicht als etwas, das vermieden werden muss.
  • Sie hilft uns, Widersprüche und einander ausschließende Prioritäten zu erkennen und mit ihnen umzugehen, wodurch Flexibilität und Verständnis gefördert werden.
  • Sie lässt uns sogar inmitten harter Arbeit und außergewöhnlicher Anstrengung Zeitlosigkeit, Leichtigkeit und Freude erleben.
  • Sie lässt sich auf jede Aktivität anwenden, um Selbstvertrauen und gleichzeitige Bescheidenheit zu kultivieren.
  • Sie umfasst Individualität und Einheit gleichermaßen; jede und jeder hat eine bestimmte Rolle, und doch bilden alle ein Team, gegenseitig unterstützend, zusammen praktizierend.
  • Erfolg zeigt sich für achtsam Führende immer zweifach: im Charakter und im Mitgefühl der Menschen sowie in der Qualität und den Ergebnissen der Arbeit.
ACHTE AUF DIE LÜCKE

Es ist schon ein erster Schritt, die Diskrepanz zwischen Plus und Minus wahrzunehmen.

Es ist ein zweiter Schritt, sich die Stimmung beim Lesen anzuschauen und zu vergleichen; wo ist sie ruhiger, wo reguliert sich mein Herzschlag?

Welche Aussage beruhigt mich und lässt mich offener denken, abwägen, erzeugt vielleicht sogar Neugier und welche Aussage treibt mir das Adrenalin ins Blut, lässt meinen Herzschlag hämmern und macht mich vielleicht sogar wütend?

Ein dritter Schritt kann sein, dass sich angeschaut wird a) wo mehr Potenzial und b) wo mehr Frust drin steckt.

Und ein vierter Schritt kann zu einer sich selbst beobachtenden Frage führen:

WIE GEBE ICH MEINE EIGENE KRAFT AUS MEINER HAND?
  • Sabotiere ich mich und andere und schenke dem Potenzial, das im Widerstand steckt, keine Beachtung?
  • Sage ich zu oft Ja, obwohl ich schon merke, dass es ein Nein ist?
  • Hetze ich von Termin zu Termin und vergesse, was jetzt wirklich wichtig ist?
  • Erlebe ich häufig Frust wegen Kleinigkeiten, der aus meiner Sicht nicht wirklich notwendig ist?
  • Muss ich alles lieber selber machen, weil ich dann gewiss bin, dass es richtig ist?
  • Investiere ich zu viel Kraft in ständiges Reden, erklären, begründen, hinweisen, …?
  • Kritisiere ich mich und andere für Fehler und Entscheidungen, weil ich glaube, dass die verabredeten Ergebnisse nicht erreicht werden?
  • Unterschätze ich meine Fähigkeiten?
  • Gehe ich aus meiner Sicht anspruchsvollen Themen und Gesprächen aus dem Weg, weil ich glaube ihnen nicht gewachsen zu sein?

Wie viele dieser »Sabotage«-Fragen hast du gerade mit einem beherzten trifft zu beantwortet? Waren es mehr als zwei? Bist du dir wirklich sicher, dass du dein eigenes Potenzial nicht sabotierst? 

Ich lade dich ein, mit den folgenden zwei Fragen ein wenig Zeit zu verbringen. Sie können dir in deinen Führungsqualitäten und Qualitäten in deinem Leben zu mehr Klarheit verhelfen und so ungenutztes Potenzial und ungenutze Möglichkeiten aktivieren.

WAS LIEBE ICH AN MEINER ARBEIT? 
WAS IST MEIN GRÖSSTES PROBLEM?

SICH DEM FRUST STELLEN + DAS POTENZIAL ÖFFNEN